Als neue MDR-Intendantin tritt Karola Wille ein schweres Amt an. Die ARD-Anstalt hatte in den letzten Monaten immer wieder mit Skandalen auf sich aufmerksam gemacht. Nun ist es an Wille, das Image des Senders wieder zu aufzuwerten. Der MDR stehe vor drei großen Herausforderungen, so Wille: ein Ende der Negativschlagzeilen zu erreichen, eine grundlegende Überprüfung des Senders durchzuführen sowie das Programm zukunftsfähig und für jüngere Menschen attraktiv zu machen. Wille will sich dafür an einem 100-Tage-Programm messen lassen.
Aus dem Kika-Skandal und der Affäre um Ex-Unterhaltungschef Foht zieht Wille Konsequenzen und will künftig die Kontrollmechanismen im MDR verbessern. Wie genau dies umgesetzt werden soll, werde von den Ergebnissen der Untersuchungskommission des Ermittlers Weitemeier, die in den nächsten Monaten vorliegen sollen, abhängig sein.
Zudem strebe Wille eine neue und verbesserte Unternehmenskultur an, die von mehr Teamgeist und einer offenen Kommunikation geprägt sein soll, um so neue Korruptionsfälle zu vermeiden.
Das Programm soll künftig auch mehr junge Zuschauer ansprechen und noch mehr auf regionale Informationen setzen, um so den MDR für den digitalen Wettbewerb fit zu machen. Ebenfalls wolle sich Wille für ein digitales Jugendfernsehen einsetzen, um so einstige Kika-Zuschauer auch als Teenager zu halten.
Wille betonte, der MDR sei keineswegs nur ein „Schunkelsender“, sondern biete bereits jetzt ein breites und anspruchsvolles Programm.
„Mehr Geld werden wir nicht haben“
Eine intensive Überprüfung der Strukturen des MDR soll Personal und Geld für neue Projekte freisetzen, künftig solle nicht mehr doppelt produziert und verwaltet werden. Zudem müssen Prioritäten bei den Produktionen gesetzt werden. Wille: „Mehr Geld werden wir nicht haben.“ Bis 2016 werden die Rücklagen des MDR aufgebraucht sein. Zusätzlich muss der Sender bis dahin 48 Millionen Euro sparen, so die Meldung des MDR.
Bezüglich der Kritik an ihrer DDR-Vergangenheit sagte Wille, sie habe kein Geheimnis daraus gemacht, im Sinne der sozialistischen Ideale ihrer Eltern erzogen worden und mit 18 in die SED eingetreten zu sein. In Berlin habe sie aber am Runden Tisch an einer neuen Medienordnung mitgearbeitet. „Jeder Einzelne hat ein Recht auf eine differenzierte Betrachtung seiner Biografie“, so Wille.
Trimedialer Newsdesk
Zum Intendantenwechsel hat der MDR auch seinen neuen trimedialen Newsdesk gestartet. Ab sofort wird die medienübergreifende Planungszentrale die aktuelle Berichterstattung von Fernsehen, Hörfunk und Online koordinieren. Der neue trimediale Chefredakteur Stefan Raue sagte dazu: „Mit der multimedialen Vernetzung wollen wir unsere Informationskompetenz stärken, Mehrwert bieten und auch jüngere Menschen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk interessieren.“